Zuletzt habe ich darüber geschrieben, was Meditation im Allgemeinen bedeuten kann. Hier schildere ich, wie ich meine Meditation praktiziere. Und warum und was mir das gibt.
Um was geht es mir dabei?
Verarbeitung meiner MS, das war der Anstoß. „Einfach mal klar kommen.“ Alles besser verarbeiten. Zur Ruhe kommen.
All die auf mich einprasselnden guten oder gutgemeinten Ratschläge der Menschen bzw. Bücher beiseite legen.
Eine Kleine Zeit mal nichts empfangen. Nichts senden.
Kein „wie geht es Dir“ und kein „wie geht es mir“.
Pause von mir selbst
Eindrücke sich selbst überlassen, nicht darüber nachdenken, nur eine Zeit lang. Nicht analysieren. Nicht reflektieren.
Das fällt mir schwer. Immer schon. Kann ich nicht gut, das „Michinruhelassen“.
Wichtig zur Regeneration
Das ist tatsächlich nützlich und wichtig. Je länger und regelmäßiger ich es mache, desto mehr spüre ich das.
Klinisch sowie psychisch. Emotional sowie spirituell.
Für mein geschwächtes Zentralnervensystem. Zur Regeneration.
Für mein Inneres. Zur Regeneration.
Verbindung empfinden
Über all das hinaus, also Verarbeitung, Regenration usw., macht das so viel mit mir.
Geahnt hab’ ich’s schon immer, doch nun verstehe ich, warum all die großen, alten Kulturen und Religionen der Meditation und dem Gebet so viel Beachtung schenken.
Es verbindet. Mich mit mir. Und mich mit Anderem.
20 Minuten. Jeden Tag.
Ich nehme mir 20 Minuten. Dafür stelle ich mir einen Timer, der 21, manchmal 25 Minuten runter zählt. Dann habe ich noch ein bisschen Luft für die Vorbereitung, hinsetzen usw.
Meine Körperhaltung
Ich setze mich auf einen Stuhl, relativ weit vorne an die Kante. Meine Beine habe ich nach innen angewinkelt, als wäre ich in fast schon hockender Position.
Meine Handflächen liegen entspannt auf meinen Oberschenkeln, oder auf Höhe des Knies.
Mein Oberkörper ist gerade, aufrecht, Gesicht nach vorn.
Wenn auch nicht besonders elegant und spirituell „yoga-ish“ anmutend, diese Haltung funktioniert ganz gut für mich. Weil ich damit gut ausbalanciert bin und längere Zeit so bleiben kann.
Wenn ich meinen Körper ein bisschen strecken oder bewegen möchte, dann strecke und bewege ich meinen Körper.
Die Augen habe ich geschlossen, ganz entspannt.
Wenn ich einmal die Augen öffnen möchte, dann öffne ich die Augen.
Ich atme – bewusst, ruhig, flach, aus dem Bauch.
Wenn ich einmal tief Luft holen möchte, dann hole ich tief Luft.
Vor Allem möchte ich mit den Ausführungen zu meiner Körperhaltung sagen: ich mach’ mir keinen Stress und keinen Druck, dass alles total diszipliniert und mit besonders fest verharrender Körperhaltung (Schneidersitz, Lotus, etc.) abläuft.
Im Gegenteil. Es geht für mich um Entspannung und Ruhe. Alles gut sein lassen. Mich selbst in Ruhe lassen. Keine Erwartungen erfüllen. Keine Pflicht. Kein Ziel.
Meine innere Haltung
Ich mache mir in Gedanken meine innere Haltung bewusst, in der ich jetzt sein möchte, in der ich jetzt bin:
- „Ich bin ok, so wie ich bin.“
- „Es ist ok, dass ich so denke, wie ich denke.“
- „Es ist ok, dass ich mich verhalte, wie ich mich verhalte.“
- „Es ist ok, dass ich jetzt für mich bin und dass ich niemanden und nichts an mich heran lasse.“
20 Minuten nur ich
In der Meditation bin ich in einem geschützten Raum. Der Raum bin ich selbst. Es gibt nur mich in diesem Raum.
Nichts und niemand darf in diesen Raum eindringen. Ich lasse alle und alles draußen.
Es gibt nur mich – nur ich bin hier.
Das klingt furchtbar egozentrisch und selbstverliebt. Ist aber nur notwendiger und gesunder Ausgleich für das „alles ist wichtiger als ich und kommt vor mir dran“-Gefühl.
Das Bild
Mein Geist, der Kasper, der nie Ruhe gibt
Mein Geist ist wie ein wildgewordener, verrückter Kasper. Und völlig bekloppt ist er obendrein. Nervig, albern und laut.
Er will mich immerzu in Aufruhr bringen, mich nicht in Ruhe lassen, mich mit seiner Albernheit anstecken.
Ihn, meinen inneren Kasper, bringe ich in der Meditation zum Schweigen. Still soll er sein.
Mit wohlwollendem Schmunzeln sage ich zu ihm: „In die Ecke mit dir, du Kasper. Hock dich dort hin und sei jetzt einfach mal ruhig!“
Meine Gedanken, die übereifrigen Bienchen
Gedanken? Sie schwirren um mich herum wie kleine, übereifrige Bienchen und wollen sich mir aufdrängen. Ich lasse sie näher an mich heran kommen.
Sie sind einfach da und ich habe nichts gegen sie auszusetzen. Leiste keine Gegenwehr. Lasse die Bienchen summen, die Gedanken Gedanken sein.
Szene der Ruhe
Ich sitze an einem schönen, idyllischen, friedvollen Wasserlauf, einem kleinen Bach.
Wenn so ein Gedanke, eines der Bienchen, vor mir umher schwirrt, greife ich behutsam nach ihm mit meiner Hand, schaue ihn mir an, den Gedanken, aber nur flüchtig.
Nicht hineindenken, nicht weiter denken, kein Fragen nach dem „was soll das?“ oder „was kommt danach?“
Ich nehme den Gedanken, und setze ihn in eines der Papierbötchen, die ich am Ufer des Baches erst dafür gebastelt habe.
Beladen mit dem Gedanken setze ich das Papierbötchen in den Bach und lasse es hinunter treiben. Er zieht weiter, weg von mir. Weit weg, für jetzt. Später, ich beschäftige mich später damit – vielleicht.
Meine Zuflucht, wichtig
In diese Szene denke ich mich hinein.
An diesen kleinen Bach setze ich mich. Jeden Tag kehre ich zurück an diesen Ort.
Dort ist alles gut, so wie es ist. Alles ist Ruhe.
Es ist ein Ritual. Es ist Zuflucht. Es ist ein wertvoller Moment der Ruhe in unserer lauten Welt.
Und es ist wichtig.
20 Minuten. Jeden Tag.
danke für diese schöne Beschreibung, Besonders die Papierbötchen gefallen mir.
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:) Dankeschön..!
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Lieber Farouk,
Schöne Beschreibung – merci!
Die Biene hält dich bestimmt für eine Blume… 🐝
Gute Reise und herzliche Grüße
Annette
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Danke! ….summsumm und ebenso herzliche Grüße zurück an Dich, liebe Annette! :)
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Es ist auch Wirklichkeit, du darfst den ganzen Tag so denken :)
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Wunderbare Beschreibung deiner Meditation.
Mit den Bienen habe ich auch immer wieder „zu kämpfen“.
Tolle Idee diese ins Boot zu setzen.
Es braucht viel Übung {zumindest für mich} um tief in die Meditation abzutauchen.
Liebe Grüße
Dorothea
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Liebe Dorothea,
vielen Dank für Deinen Zuspruch, das freut mich sehr!
Ja, es braucht viel Übung (für mich genau so). Vor allem ist es vielleicht auch die Routine, die mir hilft – und wenn es einmal nicht ganz gut klappt mit dem „Abtauchen“, wie Du es nennst, dann ist es hilfreich etwas gnädig mit sich selbst zu sein, glaube ich…dann klappt es halt am nächsten Tag etwas besser! ;-) Dieser Gedanke hilft mir zumindest immer.
Liebe Grüße
Farouk
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