Denken und Tun – und was das mit trivialem Glück zu tun hat

Du schreibst schon lange nicht mehr…was is’ los?

Ich möchte nicht mehr so schwermütig sein. Immerzu, erst schwere Gedanken, über die ich nachdenke und dann beim Niederschreiben noch mehr darüber nachdenke und, wenn sie dann erstmal da stehen und ich sie nochmals lese und wieder darüber nachgedacht habe und wiederum neu denke und dann alles verwerfe und dann wieder schreibe und lese und verwerfe und dann alles wieder von vorn – es will einfach nicht aufhören……

Oh. Das ist viel.

Ja.

Da kommst du ja aus dem Denken gar nicht mehr raus, was?

Ja.

Und? Keine Lust mehr? Alles etwas viel, hm?

Ja.

Jetzt bin ich es mal, der nachdenken muss.

Ja, mach’ nur.

… … …

Dauert ja ganz schön lange.

… … … … …

Und?

Danke für die Zeit. Erst dachte ich, du brauchst eine Pause. So wie neulich schonmal, weißt du noch? Das hat dir gut getan, mal Abstand zu den Dingen, alles neu sortieren. Könntest du nochmal machen.

Ja, ich weiß, könnt’ ich machen, abschalten und so. Aber, weißte was, ich kenne mich: nach dem Abschalten und wieder Beginnen, bin ich schnell wieder da, wo ich vorher aufgehört habe. Kenn’ mich doch…

Und ich kenn’ dich auch. Du hast Recht, bringt wahrscheinlich nichts. Das ist nicht das, was du brauchst. Nicht das Aufhören brauchst du. Es ist das Andersmachen.

Was’n das wieder für’n Wort!?

Andersmachen. Du machst. Aber Du machst es mal anders. Nicht so viel denken und darüber schreiben und wieder denken und grübeln und schreiben und wieder…

Na toll, jetzt fang’ du auch noch an…blabla. „Wenn du nicht zufrieden bist, musst du etwas verändern“, blaaaa……schulli, aber das is’ mir ’was zu trivial.

Ich rede ja gar nicht von Veränderung.

Sondern?

Erleben. Nicht immer nur alles erdenken. Erleben!

Das nu’ wieder – „du musst was erleben, geh’ auf Reisen, koch’ mal was Schönes, so richtig fancy und mach’ dir das Leben bunt!“ Soll ich dir sagen? Keine Zeit. Keine Kraft. Kein Bock.

Nein, nein, meine ich so nicht. Ok, pass auf. Ich mach’ dir jetzt einen Vorschlag. Vielleicht verstehst du dann: Du verbindest von nun an mit jedem Gedanken ein Tun. Etwas, was du erlebst. Was du anfassen kannst, was du sehen, riechen, auf deiner Haut spüren kannst. Was du genießt, in dem Moment, in dem du es tust. Mehr als nur darüber nachzudenken. Während es passiert. Ein Lied, das du auf der Gitarre spielst. Ein Spaziergang, der dir die rauhe Winterluft um die Nase reibt. Eine Fototour, die du machst, egal, wie müde und erschöpft du bist. Und wenn dir mal nach Ruhe und Nachdenken ist, dann machst du dir einen schönen Tee, mit Kluntje und Sahnewolken, setzt dich hin, so ganz altmodisch, Kerze an, Handy aus. Verstehst du, selbst das: so einen Tee zubereiten, seinen Duft wahrnehmen, schmecken, das ist dein „Tun“, du machst das, erlebst es, in dem Moment, verstehst du jetzt?

Hä!?

Nicht aufhören zu tun und zu erleben, weil der Kopf wieder so voll war mit allmöglichen Gedanken!

Und das soll mich jetzt weiterbringen, oder wie!?

Vielleicht geht es ja gar nicht darum. „Weiterbringen.“ Was bedeutet das schon? Nein. Wenn du deine Zeit zum Nachdenken ersetzt mit Zeit zum Tun, dann wird es ganz von allein kommen, dass du Dinge machst, die du gerne machst, mit denen du dich wohl fühlst, die du liebst zu tun, die dir das Gefühl geben, glücklich zu sein, sie genau in diesem Moment zu tun. Und darum geht es doch auch, weißt du…im Leben…

Boah nee, das ist mir alles zu, ja sagte ich ja schon, trivial! Das is’ ja wie inner Horoskop-Stunde hier! Und überhaupt, was ist denn mit den ganzen Menschen, die kein Glück im Leben haben und überhaupt nicht glücklich sind und leiden müssen, an allem Möglichen, Armut, Krankheit, Einsamkeit……

Hilf diesen Menschen! Gib ihnen von dir. Von deiner Zuversicht. Von deinem Mut. Erlaube dir Zuversicht. Erlaube dir deinen Mut zu haben! Erlaube dir zu bekommen und erlaube dir zu geben. Tu’ – jeden Moment – etwas, damit du gibst. Und da ist es wieder, was ich dir sagen will: erlaube deinen Gedanken zu Taten zu werden. Lass deine Gedanken wirklich werden!

Mhm.

Mhm, das sagst du immer nur, wenn du meinst, ich denk’ mir meinen Teil und handle nach meiner eigenen Façon. Ich kenn’ dich, hab’ ich bereits gesagt. Probier es doch einfach mal. Probier dich aus im Tun! Und außerdem, was ich glaube…: „trivial“ ist irgendwie auch das Leben. Und dann; kann es sogar besonders glücklich sein.

Mhm…

11 Antworten auf “Denken und Tun – und was das mit trivialem Glück zu tun hat”

  1. Man macht sich ja immerzu Gedanken. Das ist gut. Die Omma hätte gesagt: Man muss das Leben nehmen, wie es kommt…
    Und: jetzt nicht mehr die Omma: Glück finde ich nie trivial. Eher wertvoll, selten, Augenblicke, nicht festzuhalten…ach, man könnte immer weiter denken. Bei diesem Prachtwetter vielleicht am besten draußen…
    Gruß von Sonja

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  2. Lieber Farouk,

    Ein wunderschöner Dialog! :-)

    Es ist tatsächlich gar nicht so einfach, nur darüber zu denken, was man tut oder gerade erlebt. Beim Essen denkt man vielleicht über die Arbeit nach, beim Duschen über die Organisation des nächsten Tages,…

    Schreibst du darüber, weil du das gerade ausprobierst? Ich hab da Anfang des Jahres … (oder war es doch schon letztes Jahr?) auf diese Art versucht, mehr im Hier und Jetzt zu sein und meinem Gehirn eine Auszeit aus dem Gedankenkarroussel zu gönnen.

    Aber gerade der Weg von und zur Arbeit war schwierig und dadurch um ein tausendfaches länger. 😂 Wobei es beim Gehen auch ein bisschen gefährlich ist, sich zu sehr auf die Szenerie zu konzentrieren als auf das, was vor den eigenen Füßen ist. 😅

    Liebe Grüße,
    Kiira

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    1. Liebe Kiira,

      freut mich, dass Dir der Dialog gefällt! :) Ja, ist gar nicht so einfach, eben nicht immer an irgendwas in Zukunft oder Vergangenheit zu denken, und eben nicht hier zu bleiben, beim Essen, beim Duschen usw. Ich bin da auch echt nicht gut drin, werde aber immer besser! .)

      Die „besondere“ Notwendigkeit, um nicht zu stolpern im Auge behalten zu müssen, was beim Gehen vor den eigenen Füßen ist, können wir ja auch fast als kleine Hilfestellung dafür betrachten…! ;-)

      Liebe Grüße
      Farouk

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    1. Vielen Dank für Dein Lob, liebe Tete! Ich glaube, wir alle, der Mensch an sich vielleicht, mag Veränderung nicht besonders. Es ist wohl so, Veränderung oder „Andersmachen“ (schön, dass Du das Wort magst :) ) ist der eine Pol und Sicherheit und „Alles-geborgen-und-still“ ist der andere Pol. Und wir brauchen wohl beide…
      Auch wenn es heute nicht so sonnig wird wie gestern, sende ich Dir umso sonnigere Grüße zurück! :) Farouk

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  3. im hier und jetzt, den augenblick genießen, macht für mich alles leichter , schöner, lebendiger. ich bin dadurch im einklag mit mir und meiner erkrankung klingt wahrscheinlich komisch ist aber so 😊lg sabine

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  4. ist schon so: Leben gibt es nur in der Gegenwart, alles andere ist Spiegelung, Reflexion an der Zeitachse. Mit allen Sinnen bei dem zu sein, was ich grad tue, zb jetzt dies hier tippen und meine Fingerspitzen zu fühlen und dass der Stuhl drückt, und trotzdem zu schreiben, aufstehen kann ich dann ja gleich… flutsch, weg ist das Leben, gleich ist nicht jetzt. Also: Gute Nacht, Farouk!

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