#verliebtinmusik – Pur und ehrlich

Tun – und nicht nur denken! Verstanden.

Es gab eine Zeit, da hab ich viel Musik gemacht. Gesungen. Gespielt. Geschrieben. Gemacht. Mit Band und alleine. Tag und Nacht.

Dann nicht mehr. Jahrelang nicht mehr. Instrumente? Verkauft. Mein Marshall-Rack und so allerlei Gedöns? Verkauft. Nur Zwei Herzstücke, die habe ich noch. Meine Schribbel-Schrabbel-Konzertgitarre, auf der ich ab 12 Jahren gelernt habe und meine selbst verlötete Fender.

Warum hatte ich eigentlich aufgehört? Wie das so ist. Das Leben wandelt sich. Es entstehen andere Prioritäten. Du folgst einem anderen Pfad. Und meiner führte weg vom Musikmachen.

Meine MS, so scheint es, führt mich da wieder hin. Warum auch immer. Aber sie macht ja so einiges mit mir…

Ich habe mir ein paar alte Aufnahmen angehört, ist ja irgendwie lustig, nochmal in vergangene Lieblingsmomente abzutauchen – ohne Nostalgie, keine Sorge.

Ich habe früher Lieder geschrieben, weil ich es oft gar nicht anders ausgehalten habe. Und dieses Lied hier, „This is not mine“, zeigt mir, wie Dinge sich über die Zeit hinweg verändern. Es soll alles besser werden. Die Dinge sollen besser aussehen, besser klingen, sich besser verkaufen, sie sollen sich als noch besser vom Rest der vielen, vielen anderen Dinge, die es auf der Welt gibt, abheben. Oder Menschen. Auch sie, auch wir, wollen immer noch besser werden. Wir wollen besser aussehen, wir wollen besser klingen und uns als besser verkaufen. Wir wollen uns unterscheiden und abheben von den anderen vielen, vielen Menschen, die es auf der Welt gibt, die um uns herum sind, die uns begleiten, der eine als Freund, der andere als Feind. Besser. Besser sein, besser werden, besser machen.

Oder besser nicht?

„This is not mine“ – als ich jetzt also nach so langer Zeit in diese erste Aufnahme von dem Lied reinhöre, erscheint mir der Song so unschuldig und klein. Der Weg, den der Song mit meiner Band genommen hatte, war ein langer Weg, voll von Verbesserung. Der Song sollte ein bisschen wuchtiger werden, mehr Energie in sich haben, größer, lauter, „grooviger“, härter sein – in allem eben besser.

Aber was haben wir auf diesem Weg der Verbesserung nicht alles vergessen. Diese erste Aufnahme, nur ein Entwurf, nachdem ich ihn auf der Bettkante in meinem kleinen WG-Zimmer in Paderborn geschrieben hatte – ich wollte meine Mitbewohner*innen nicht mit meinem Gesinge stören und so spielte und sang ich ganz leise. Fast zaghaft und zittrig erscheint mir heute meine Stimme.

So pur und unverbessert, ehrlich und alles andere als perfekt. Alles andere als kraftvoll, stark und groß, alles andere als das, was wir angestrebt hatten, für den Song und für uns selbst – ist es danach nie wieder gewesen.

Aber eben genau so war er gemeint. Heute glaube ich, wir haben ihn kaputt verbessert. Und manchmal glaube ich, dass wir alle ganz viel in unseren Leben kaputt verbessern. An uns selbst und an den Dingen, die uns wichtig sind. Und bei all den Bemühungen, alles besser zu machen, vergessen wir, wie es gemeint war. Ganz am Anfang, als es noch pur und ehrlich war, ohne Ehrgeiz und ohne Eitelkeiten, ohne Bessersein. An mir zumindest kann ich das erkennen.

Ich werde bei allen Dingen – in meiner Welt, im Job, beim Schmücken des Weihnachtsbaums – in allem eben, was auch immer ich tue (und ja, nicht nur darüber nachdenke) – bei all diesen Dingen, die ich selbst besser machen will und die ich um mich herum verbessern will, mir diese eine Frage stellen: Behält es damit seine Bedeutung? Und bleibt es pur und ehrlich?

This Is Not Mine (first draft, 1999)
Text & Musik: Farouk
Instrumente: Stimme, Gitarre

5 Antworten auf “#verliebtinmusik – Pur und ehrlich”

  1. Der Song klingt pur und ehrlich, ein schöner Song, ungeschminkt, echt….so auch dein heutiger Beitrag!
    Ich halte nichts von größer, besser, schneller….ich bin damit gesegnet, dass mich dieses Begehren nicht berührt. Keine Ahnung warum, Mir sind Dinge wie gute Beziehungen, Gesundheit, meine Hobbys, mein Job sehr wichtig. Dabei geht es mir nicht um besser oder noch besser sondern einfach um Zufriedenheit. Ich vergleiche mich nicht mit anderen. Ich glaube das ist die Wurzel allen Übels. Liebe Grüße Tete

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    1. Nicht vergleichen mit anderen. Ja, das ist wirklich der Ursprung vieler übler Dinge, da hast Du Recht! Allein „besser“ sein zu wollen….warum nicht: sich damit gut fühlen. Damit bist Du gesegnet, ich arbeite daran (inzwischen in guten Schritten) 😉

      Danke für Dein Lob! 🙂

      Liebe Grüße
      Farouk

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