Erfahrungsbericht: Kortison in Tabletten

Meine letzte Kortison-Behandlung war nicht gut. Kortison, wie auch sonst immer, hochdosiert – aber in Tablettenform. Habe ich in dieser Form zum ersten Mal bekommen. Jeden Morgen 20(!!!) Tabletten zu je 50mg Kortison geschluckt, insgesamt 1000mg also, 5 Tage lang. Hab’ ich jeden dieser Morgen bei mir gedacht, so muss sich ein Tabletten-Suizid anfühlen. Ich mache darüber keine Witze, bitte nicht falsch verstehen. Aber siehe bitte Foto; das fühlt sich schon seltsam an, wenn man diese Menge an Tabletten nacheinander in sich rein schluckt.

Sonst hatte ich Kortison ja per Infusion bekommen, die gleiche Dosis. Wer hätte gedacht, dass das als Tabletten so sehr anders wirkt. Wobei, wenn ich nochmal in Ruhe und mit etwas Abstand darüber nachdenke, wundere ich mich nicht. Muss doch erst alles durch den Magen und so weiter. Die Aufnahme dauert natürlich viel länger. Da kann ja von einem Kortison-„Stoß“ gar nicht mehr die Rede sein.

Die Nebenwirkungen mit den Tabletten habe ich als vollkommen irrsinnig wahrgenommen. Fast fahrlässig, dass man sowas macht, meines Erachtens. Nach dem dritten Tag habe ich mich innerlich schon völlig aufgedunsen, ja wie vergiftet, gefühlt. Positive Wirkung hatte ich zwar auch, aber nicht vergleichbar mit der unmittelbar spürbaren Wirkung der Stoßtherapie per Infusion, die ich sonst immer bekommen hatte.

Alles an meinem Körper war wie aufgequollen. Hände, Beine, Gesicht, es war wirklich gruselig. Meine Haut hat völlig verrückt gespielt, im Gesicht, an den Händen. Schlafen konnte ich fast gar nicht mehr, Tage und Nächte lang. Ich war kurzatmig. War schwach. Ich hatte ein scheinbar nicht stillbares Hungergefühl, habe wirklich (keine Übertreibung) das doppelte meiner üblichen Portionen gegessen. Ich stand neben mir und fühlte mich verwirrt.

Ich fühlte mich nicht ich.

Ich weiß, dass Kortison genau diese beschriebenen Dinge bewirken kann und im Ansatz verspüre ich diese Nebenwirkungen auch nach der Gabe per Infusion. Aber nicht so stark. Bei Weitem nicht. Nicht so gefühlt zerstörerisch und unverhältnismäßig stark zu der positiven, erwünschten Wirkung.

So langsam geht es mir ja besser und besser. Es geht aufwärts. Aber dieser Schub, der hat ganz schön in mir gewütet. Ich glaube, da ist einiges kaputt gegangen.

Nur mal so als Erfahrungsbericht. Informell, ohne Anspruch auf die Allgemeinheit. So habe ich das empfunden, so hat es sich bei mir ausgewirkt.

Für mich nie, nie, niemals wieder Kortison in Tablettenform.

17 Antworten auf “Erfahrungsbericht: Kortison in Tabletten”

    1. Liebe Sabine, ich kenne auch diese „geringere“ (vermeintlich gering) Dosis vom sog. Ausschleichen der Hochdosis-Gabe, ein paar Tage nach den 1000mg wurde das so bei mir immer gemacht. Und diese paar Tage sind schon belastend. Ich kann mir vorstellen, wie heftig das für Dich sein musste, als Du das über Wochen nehmen musstest! Aber gut, wir hoffen mal (und bleiben zuversichtlich), dass die positive Wirkungsweise des Kortisons uns hilft! ☺️
      Liebe Grüße, Farouk

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    1. „Lust auf was Neues“ – nein, da bin ich eher „konservativ“. ;)
      Eine gute Frage. In erster Linie hatte das Organisationsgründe, fürchte ich, so simpel. Mein Doc wäre ab dem zweiten Infusionstag im Urlaub gewesen. Und die weitere Verabreichung im Krankenhaus schien uns umständlich. Darum Tabletten von Anfang an.

      Ich nehme das als wichtige Erfahrung mit. Und werde das nie wieder so machen.

      Liebe Grüße!

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  1. Ich finde es bemerkenswert, die Cortison stoßtherapie in tablettenform durchzuziehen. Die Tabletten kenne ich auch durch das ausschleichen nach der Therapie per Infusion, und das empfand ich schon als sehr belastend. Allerdings muss ich noch dazu sagen, die Kontison Tabletten schlagen sehr auf den Magen. Weil ich zusätzlich einen starken Reizmagen habe, Kennedy tablettenform gar nicht in Frage für mich. Beim ausschleichen muss ich da halt durch.

    Ich finde es richtig Klasse, dass du deine Eindrücke mit uns allen teilst. Es ist fast unvorstellbar, was für ein Unterschied es allein durch die Form des Medikaments geben kann.

    Ich wünsche dir alles Gute und freue mich auf deine nächsten Beiträge

    Liebe Grüße Frieda

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    1. Liebe Frieda,

      vielen Dank für Deine Rückmeldung auf meinen Beitrag! Vor diesem einen Mal kannte ich Kortisontabletten tatsächlich auch nur vom „Ausschleichen“ nach den Hochdosis-Infusionen. Ja, der Magen, der wird durch diese Tabletten auch extrem in Mitleidenschaft gezogen, bei der Menge ja kein Wunder…

      Ich freue mich sehr, wenn Du immer mal reinschaust :)

      Liebe Grüße zurück an Dich!
      Farouk

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  2. Kortison, mit solchen Auswirkungen. Das habe ich mir so extrem nicht vorgestellt.
    Ich selbst habe nur zweimal eine einmalige Kortison Injektion erhalten. Aber gebracht hat das nichts. Die Schmerzen sind geblieben.
    Eine Rheumatologin hat mit einer Meta-Analyse nachgewiesen, dass arthrotische Patienten, die statt mit Steroiden mit Placebo behandelt wurden, positive Heilerfolge haben. Sie hat auch festgestellt, dass bei Placebo Injektionen auch positivere Effekte auftreten als bei Tabletten.
    Natürlich, bei jeder Erkrankung muss anders therapiert werden. Und bei MS kann ich nicht mitreden. Ich bin dankbar, daß du über deine Erfahrungen berichtest.
    Hoffentlich war deine Behandlung erfolgreich. Alles Gute.

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    1. Ja, Kortison empfinde ich (gegen Schübe) schon als sehr wirksam, ich habe zumindest immer gute Erfahrungen damit gemacht. Allerdings in dieser bei MS üblichen Hochdosis-Infusion an drei bzw. fünf Tagen hintereinander. Das wirkt gut gegen die Entzündungen in meinem ZNS. In Tabletten allerdings funktioniert das offenbar – für mich wohlgemerkt – so gar nicht. Wie das mit Arthrose ist, kann ich auch leider gar nichts zu sagen. Aber es freut mich sehr, dass Dir meine Erfahrungen auch helfen können.

      Ich wünsche Dir auch alles Gute!
      Liebe Grüße, Farouk

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      1. Vielen Dank für Deine Wünsche. Ich hoffe, dass es Dir im Moment besser geht.
        In der Medizin wurde schon einiges erforscht. In Studien wurde festgestellt, dass die Wirksamkeit von Medikamenten von der Verabreichungsart/-weg abhängig ist. D.h. von der Tablette zur Salbe zur Injektion/Nadel zur Operation nimmt die Effektivität der Wirkstoffe zu und damit auch der Behandlungserfolg.
        Interessant, wie wir Menschen auf Medikamente reagieren.

        Ich hoffe sehr, dass Du in nächster Zeit keine weiteren Infusionen brauchst und damit keine so schlimmen Nebenwirkungen erlebst. Alles Gute!

        Liebe Grüße, Ursula

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      2. Liebe Ursula,

        ja…interessant und ziemlich komplex, das alles mit den Medikamenten. Ich wünsche Dir, dass Du immer die richtigen Ärzte haben wirst, die gut handeln und Dir die richtigen Medies empfehlen.

        Ich danke Dir für Deine guten Wünsche!

        Liebe Grüße :)
        Farouk

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  3. Die Wissenschaft sagt, ob Infusion oder Tabletten, die positive Wirkung ist gleich gut. Allerdings staune ich, dass du nichts für den Magenschutz bekommen hast (z.Bsp. Omeprazol oder andere „Protonenpumpenhemmer“), nichts, dass dir etwas geholfen hätte, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen (für die 5 Tage wäre das absolut legitim!). Wieder bewahrheitet sich, was MS bedeutet, nämlich Mach Selbst! 🤔

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    1. Ja, MachSelbst – das find ich gut und beruhigend, dass ich immer wieder feststelle, dass viele, so wie Du, das auch so sehen.

      Diese Magenschutztabletten hatte ich tatsächlich nicht. Schlaftabletten hingegen hat mir der Doc (auf Nachfrage) verschrieben. Die haben mich dann aber noch zusätzlich geschwächt und ich war wirklich wie im Delirium und vollkommen schwindelig bis in die Mittagsstunden hinein. Ich mag so Schlafmittel nicht so…auch das noch!

      Naja, mal sehen, was es „ein nächstes Mal geben wird…“

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