Wenn Rituale vergessen schienen

Es ist spät am Abend.

Es geht mir gut, ich fühle mich frei und entspannt. Ich finde zurück in meine Routine. Mein Ritual am Abend. Ich meine das jetzt nicht spirituell, zumindest kaum. Oder ist alles irgendwie spirituell, weil ich es von Grund auf bin? Naja…

Ich trinke einen Tee, vielleicht zwei, manchmal drei, wenn mir danach ist.

Musik hören, auch das Teil meines Rituals. Abends ist es für mich in letzter Zeit oft Musik von Sarah McLachlan. Die mag ich sehr.

Lesen in der Bibel. Dem Blick meiner Therapeutin, entnehme ich immer wieder eine leichte Verwunderung darüber, dass dieses Lesen in der Bibel so viel Gutes für meine psychische Stabilität bewirkt. Ich kann es nicht anders sagen, ja, ist so.

„Ich finde zurück in meine Routine“, schrieb ich das eben? Warum hatte ich meine Routine eigentlich verloren? Oder sagen wir, ich bin immer mehr von ihr abgewichen. Wer meinen Blog immer mal wieder liest, kann sich vielleicht erinnern an Beiträge wie „Multiple Sklerose ist Arbeit“ oder „Making Tomorrow Today“. Da geht es nämlich um so eine Routine, eine Gewohnheit, Dinge, die ich gleich mache, die einem Ritual folgen.

Früher dachte ich immer, das machen nur Langweiler. Tja. Willkommen in meiner Welt! „Reich beschenkter Langweiler“ – das bin ich.

Zurück zu meinem Punkt, jetzt an diesem Abend.

In den letzten Wochen ist zu viel passiert, was mich ganz unmerklich, Stückchen für Stückchen immer weiter aus der Bahn geschoben hat.

Hier mal ein Schub. Dort zu viel Arbeit. Und da ein paar unangenehme Dinge. Und sicher auch schöne. Im Ergebnis ließen sie mich wohl vergessen. Vergessen, um was es mir geht. Was mein „neues Leben“ ausmacht.

Aber…das kommt doch wieder…oder?