
Ich räume auf. Also eigentlich war das jetzt eine ganz pragmatische Angelegenheit, ich entledige mich nämlich von meinem Laptop, ein neuer soll her. Und so muss ich ein paar Backups machen und Daten bereinigen. Durchschauen, brauch ich’s noch, kann das weg, ist das Kunst – und so weiter.
Und klar, da sind nun auch wieder viele Fotos und Videos bei. Und in einem Ordner waren Fotos von meiner Arbeit. Als ich sie noch voll ausüben konnte. Flipchart, Leinwand, Großbildschirm, Schreibtische in Reihen – alles da, alles nahezu perfekt, ein Traum von Setting für tolles Training.
Und ganz ehrlich? Ich bin traurig. Trauer ist wichtig, das weiß ich. Es ist wichtig Trauer zuzulassen. Trauerarbeit, so heißt das. Und ja, das tue ich auch, ich habe sogar schonmal einen Beitrag dazu geschrieben, ich weiß nicht mehr, wie er hieß. Ich dachte, ich habe schon genug von dieser „Arbeit“, der Trauerarbeit, verrichtet.
Aber Pustekuchen. Mir scheint, es ist noch nicht ausgestanden. Trauer passiert, so scheint es mir, auf verschiedenen Ebenen; oder Schichten? Die da oben habe ich abgearbeitet. Aber da sind noch ein paar Schichten drunter – und eine habe ich offenbar jetzt „angekratzt“.
Und da kommt ’ne Menge raus. Aus dem Tiefen. Es ist, als würde es mich herausfordern, mich auffordern, mich zu ergeben. „Lass die Trauer zu“ – „sei traurig“ – „erlaube es dir“.
All das, was ich gemacht habe, all das kann ich nicht mehr. Wäre alles heute nicht mehr möglich. (Und ich selbst musste schmunzeln und schlucken zugleich – auf dem Foto sieht man es, vorne an der Flipchart ein Barhocker; siehst du ihn? Den brauchte ich dann irgendwann – immer, nie mehr ohne – weil ich nicht mehr so lange stehen konnte. Was ich das auch immer vor den Schulungsteilnehmern zu verheimlichen versuchte – ich Trottel. Als hätte ich den Barhocker da nur stehen, weil es besonders schick wäre.
Das alles – ist echt Mist. Und mir gar nicht neu. Aber intensiver, intensiv wie es noch nie war. Dafür, hierfür, habe ich offenbar sehr lange gebraucht.
Aber jetzt ist es hier. Und ich werde sehen, wie lange es bleibt. Vielleicht ist ja Zeit – jetzt – nach einer weiteren Schicht, da ganz weit unten, im letzten Schacht, der noch begehbar ist.
Und dann kommt eine Zeit für Neues. Das wär’ doch mal was, oder?
Mir geht es ähnlich mit der Trauer. Menschen sind gestorben, Zeiten ändern sich und ich werde körperlich immer eingeschränkter, wobei ich das zum großen Teil dem Alter zuschreibe, welches sich körperlich bemerkbar macht. Ich kann vieles nicht mehr tun, was ich so gerne tat. Und ja, das ist traurig. Und jetzt werde ich auch noch von der Pandemie ausgebremst. Vieles, was noch gehen würde, ist gerade nicht möglich und niemand weiß, wie lange noch. Auch das ist traurig. Die Trauerarbeit passiert (bei mir) in Wellen. Schon lange kenne ich die Zeiten, in denen es schwer ist. Und wenn ich durch bin, werde ich wieder aktiver und freue mich an dem, was geht. Vielleicht ist es bei Dir ähnlich.💐 Liebe Grüße! Regine
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Du bist mutig. Das imponiert mir. Allein schon in meinem fortgeschrittenen Alter sind zunehmende Einschränkungen schmerzlich, aber da ist es mehr oder weniger der Lauf der Dinge. Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Liebe, Elisa 😇☘☘🙏🌻
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