Kirschblütenmomente

Wenn im Frühjahr diese kleine japanische Zierkirsche bei uns im Garten blüht, dann ist das immer etwas besonderes für mich. Kirschen blühen ja nur kurze Zeit, ein paar Tage nur, je nach Wetter mal etwas länger, mal weniger. Und das einmal im ganzen Jahr.

Wunderschön dieser eine Moment. So stolz und so voller Freude und Pracht steht sie dann so da, die Kirsche. Und bringt mir ein Strahlen und Staunen in mein Gesicht.

Noch gestern ein fast trist erscheinendes, nacktes Geäst. Und morgen, wenn die Blüten alle im Wind verwehen, ein ganz gewöhnlicher, unscheinbar grünblättriger Strauch.

Warum fällt mir das jetzt so sehr auf, wie besonders dieser Moment der Kirschblüte für mich ist?

Es erinnert mich an einen guten Tag mit meiner MS.

Gestern vielleicht noch niedergeschlagen und ohne Kraft. Vielleicht Schwindelgefühl, vielleicht ohne Gleichgewicht. Und morgen vielleicht geht gar nichts mehr, nur Dunkelheit und Decke über’n Kopf.

Aber heute! Heute ist der Moment! Kein Symptom, das ich in mir spüre. Alles scheint in Ordnung. Voller Kraft kann ich los in den Tag. Voller Freude. Und einem Strahlen im Gesicht!

Wunderschön dieser eine Moment! Und es tut mir fast weh, es mir selbst einzugestehen:

Diese Kirschblütenmomente zu spüren, sie auszukosten und zu genießen – das hat meine MS mir beigebracht. Genieße diesen Moment, heute, jetzt, wo alles gut ist. Ich weiß nie, wie morgen der Tag wird, ob ein nächster Schub kommt. Oder was auch immer kommt oder von mir geht.

Morgen kann alles wieder verflogen sein, die Kirschblüten verweht im Wind. Aber heute blühen sie. Und heute nehm’ ich sie!

PS: Ich glaube übrigens, dass das alles auch ohne meine MS Sinn ergeben würde…