Mein Ruf? …oder ich?

„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“, hatte der Kabarettist Werner Kroll schon in den neunzehnhundert-vierzigern verlauten lassen. Hm…dazu muss ich jetzt etwas ausholen:

Ich werde gerne gemocht. Das muss ich in aller Ehrlichkeit mir selbst eingestehen und hier mal offen sagen – wir sind ja unter uns ;-)

Es ist nicht so, dass ich mich verstellen würde oder so tue, als ob. Oder mich immer nur von meiner besten Seite zeigen würde. Nein – und dennoch: es ist mir wichtig, was andere über mich denken. Und am Liebsten hab’ ich es, wenn sie eben gut von mir denken.

Warum ist das so? Keine Ahnung. Eitelkeit? Glaub’ ich nicht. Narzissmus? Nee. Harmoniesucht? Vielleicht. Aber ist das denn was Schlechtes? Weiß ich auch nicht. Aber es ist: anstrengend.

Und es ist echt blöd. Das habe ich neulich begriffen.

Das ist ja jetzt keine revolutionäre Erkenntnis. Wir alle wissen, wie erstrebenswert es ist, ein „ich-selbst“ zu sein. Und wie dumm es im Gegensatz dazu ist, angepasst zu sein. Kantig und auch mal anecken – versus nicht-greifbar und profillos.

Ok. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: ich stehe immer zu meinen Standpunkten und betrachte mich selbst auch als unangepasst – sicherlich auch etwas, womit ich mir oft genug selbst im Weg gestanden habe.

Trotzdem und ja: ich steh’ auf Harmonie. Ich mag es, wenn Menschen mich mögen und mag es auch, wenn ich die Andern mag. Auch dann – und jetzt kommt’er, mein innerer Konflikt: auch dann, wenn ich selbst jene Menschen nicht mag. Das fällt mir immer wieder auf.

Ich finde das nicht gut. Denn bei Menschen, mit denen mich innerlich nichts verbindet und keine Empathie entstehen will, sollte es für mich keine Rolle spielen, ob sie mich mögen. Nein, fast kommt es doch einer Beleidigung gleich, wenn – ja, gerade wenn – sie mich mögen. Oder!? Findest Du das auch?

Naja, so oder so. Ich habe mir jetzt vorgenommen: mir ist egal, ob mich jemand mag. Ist mir echt schxxx-egal.

Mir vorgenommen: ich lebe jetzt nur noch ungeniert! :O)

Was meinst Du so dazu? Dein Ruf und Außenwirkung? …wichtig…? …oder Dir egal?

4 Antworten auf “Mein Ruf? …oder ich?”

  1. Natürlich ist es mir egal, was die anderen von mir halten, denke ich im ersten Moment. Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger stehe ich zu dieser Aussage. Es ist mir eben nicht egal. Und das hat sicherlich mit meiner Sozialisation zu tun. Meine Eltern sind im „Dritten Reich“ aufgewachsen. In ihrer Jugend konnte es lebensgefährlich sein, aufzufallen, andere Meinungen zu vertreten, krank zu sein oder einfach nur anders. Und später konnte es insbesondere den Frauen bis weit in die siebziger Jahre immer noch schlecht ergehen, wenn sie sich aus den gängigen/verkrusteten Moralvorstellungen lösen wollten ( Hier wird ganz gut gezeigt, in welcher Zeit meine Eltern mich groß zogen! Ich kann vieles nur bestätigen, auch wenn wir es heute kaum noch glauben wollten: Ku’damm 56 (1/3) – ZDFmediathek – Startseite – ZDFmediathek). Die Angst meiner Eltern, gesellschaftlich nicht zu genügen, übertrug sich auf mich und spielt bis heute leider immer noch eine Rolle, obwohl ich es mit 69 Jahren besser weiß und ich Deinen Überlegungen zustimme.
    Herzlichen Dank für Deine Frage! Ich werde weiter über sie nachdenken! 🙋‍♀️ Regine

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    1. Genau der Gedanke kam mir auch. Vieles ist an erzogen und kurz gesagt:

      Wenn andere dich mögen musst du ja ein guter Mensch sein.

      Mich hat Mal jemand gefragt, was sie falsch gemacht hat, dass ich sie nicht leiden kann? Und warum ich mich dennoch normal mit ihr unterhalte. Darauf hin hab ich geanwortet:

      „Du hast nichts falsches getan. Ich kann die Frage fast nicht beantworten. Du bist nett, scheinst ehrlich zu sein, hast auch viele andere gute Eigenschaften. Ich glaube, ich kann dich einfach nicht riechen.
      Das ist auch der Grund warum ich dennoch nett und respektvoll mit dir umgehe. Du hast mir nichts böses getan und gehst ebenso respektvoll und nett mit mir um. Also warum soll ich dich dann blöd behandeln?“

      In dem Moment hab ich mich selbst überrascht und mich gefragt, warum ich dann immer allen gefallen möchte? Es geht doch gar nicht!

      Seit dem arbeite ich an mir, nicht alles auf mich zu beziehen, wenn mich man Mal nicht leiden kann.

      🤷

      Gefällt 1 Person

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